Hilfsaktion für das Flüchtlingscamp Moria/Lesbos
Mitte September waren drei unserer Tabler im Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos. Schon im Vorfeld und auch während des Einsatzes erreichten uns nach einem Beitrag auf Facebook viele unterstützende Nachrichten und eine unglaubliche Spendenbereitschaft von kleinen Beiträgen bis zu Beiträgen im vierstelligen Bereich. Wir haben uns über jede einzelne Spende sehr gefreut und waren schier überwältigt von euerer Anteilnahme und dem Vertrauen in uns und möchten einfach DANKE sagen! Innerhalb kurzer Zeit konnten wir dank euerer Hilfe Spenden in Höhe von 40.000€ für das Flüchtlingslager Moria sammeln!!
Unser Beitrag auf Facebook wurde vielfach geteilt, so dass uns neben Spenden von Freunden, Bekannten und vielen Menschen aus Amberg-Sulzbach auch Unterstützung aus ganz Deutschland und sogar aus dem Ausland erreichten. Besonders bedanken möchten wir uns bei Round Table Deutschland und allen anderen Tables und Circles, die unsere Aktion so stark unterstützen!! ❤️
Gerne möchten wir euch die nächsten Tage deswegen mehr über unsere Tätigkeit vor Ort berichten und was wir noch so vor haben…
Denn das kann’s noch nicht gewesen sein! Da waren sich unsere drei Tabler Dominik, Sebastian und Benjamin bereits während des Rückflugs aus Griechenland einig. Das erlebte Leid gepaart mit der möglichen Hilfe, die direkt vor Ort geleistet werden konnte, lassen uns deshalb schon Pläne für die nächste Reise nach Moria schmieden. Doch fangen wir erstmal kurz von vorne an.
Den Migranten aus dem abgebrannten Flüchtlingslager Moria fehlt es an allem. Wasser, Essen, Kleidung, Toiletten, Duschen. Große Organisationen sind teilweise zu träge bzw. zu bürokratisch aufgestellt, um schnelle Hilfe leisten zu können oder zu dürfen. Eine kleine Gruppe unseres Tisches setzte sich deshalb letzte Woche zusammen um zu besprechen, wie wir möglichst schnell, effektiv, sicher und legal vor Ort helfen könnten. Die erste Idee, mit einem vollbeladenem LKW oder Lieferwagen nach Griechenland zu fahren, wurde verworfen. Zu lange und zu ungewiss wäre die Fahrt gewesen. Nach einigen Gesprächen mit Kontaktpersonen in Moria hatte sich für uns gezeigt, dass die wirksamste Hilfe vermutlich darin besteht, vor Ort anzupacken und mit Hilfsgütern zu unterstützen. Von da an ging alles relativ schnell.
Nachdem wir noch eine kurze Nacht über den groben Plan geschlafen hatten, wurde gleich früh morgens geprüft, was es aktuell bei der Einreise nach Griechenland und insbesondere Richtung Moria mit Blick auf das Katastrophengebiet sowie hinsichtlich COVID-19 zu beachten galt. Gleichzeitig wurde nach Flügen, geeigneten Fährfahrten, einer passenden Unterkunft sowie einem Mietwagen vor Ort gesucht und gebucht. Weiterhin wurden die bereits bestehenden Kontakte nach Moria verstärkt und gezielt ausgebaut, sodass wir bei unserer Ankunft direkt loslegen können. Parallel wurde Kontakt zur Presse aufgebaut, um kurzfristig einen möglichst effektiven Spendenaufruf starten zu können. Mit diesem konnten wir, zusammen mit einem entsprechenden Aufruf über unsere Social-Media-Kanäle, eine Resonanz erzeugen, die uns auch jetzt noch sprachlos macht. Wir möchten uns deshalb bereits an dieser Stelle schonmal bei den zahlreichen Helfern bedanken! Das war unglaublich!
Während wir kurz vor Abflug noch mit den letzten Details wie der Organisation von Schutzmasken oder der Frage, wie man vor Ort schnell die finanziellen Mittel abrufen kann, beschäftigt waren, änderten sich die Zustände im und am Lager annähernd im Stundentakt. Wenige Tage vor dem Abflug hielten sich beispielsweise noch tausende Migranten auf der Straße vor dem abgebrannten Lager auf. Kurz vor Abflug wurden diese dann jedoch in das neue Lager gedrängt, das zuvor noch als Militärstützpunkt gedient hatte, weshalb parallel zum Zeltaufbau ein paar Meter daneben noch mit Mienen-Suchgeräten das Gelände gesichert wurde. Der Zugang zum Lager wurde dabei streng reglementiert. Dadurch, dass wir mittlerweile relativ gut vernetzt waren, konnten wir die Reise aber trotzdem mit einem guten Gefühl antreten.
Auf Lesbos angekommen, machte sich unsere akribische Planung bezahlt. Mietwagen, Kontaktpersonen und zu verteilende Hilfsgüter warteten bereits auf uns. Nachdem wir uns kurz einen groben Überblick über die Lage vor Ort verschafft hatten, konnten wir dann auch gleich loslegen. Wir verteilten die Hilfsgüter wie Lebensmittel, Spielsachen und Kleidung zunächst insbesondere an Bedürftige mit Behinderung und Krankheit, die selbstständig nicht in der Lage waren, sich mehrere Stunden für solche Güter in einer Warteschlange anzustellen. Gleichzeitig konnten wir unsere Kontakte weiter ausbauen und wichtige Einblicke in die Prozesse und Strukturen vor Ort gewinnen, die uns bei zukünftigen Entscheidungen sicher helfen werden.
So befriedigend die Hilfe auch war, das Leid, das wir dabei teilweise erleben mussten, hat uns immer wieder den Boden unter den Füßen weggezogen. 45% und damit ca. 6.500 Kinder im und am Lager, die mit ihren Familien seit Tagen ohne Nahrung ums Überleben kämpfen. Das überschaubare Essensangebot, das teilweise verkocht, vergärt und entsprechend kaum herunterzubekommen war. Die Zelte, die größtenteils in einem desolaten Zustand sind. Um die Füße vor den scharfkantigen Steinen am Boden zu schützen, werden Kieselsteine aus dem Meer geholt, um den Boden zumindest etwas angenehmer für den Aufenthalt im Zelt zu gestalten. Die rostigen und scharfkantigen Stahlanker, die neben den Zelten überall ungeschützt aus dem Boden ragen. Die allein reisenden Männer, die mit Stacheldraht separiert in speziellen Zonen in Massenzelten Bett an Bett ohne Abgrenzung oder Privatsphäre wie Tiere gehalten werden. Die nicht vorhandenen Duschen. Die einzelnen Wasserhähne, an welchen man teilweise mehrere Stunden für ein paar Tropfen Wasser anstehen muss. Die sexuellen Übergriffe, auch auf Kinder, die an der Tagesordnung sind. Und zuletzt die Wetterlage, die den Zustand im Lager mit fallenden Temperaturen schon bald noch dramatisch verschlechtern wird.
Diese Erlebnisse und Geschehnisse sind es, die uns, wie eingangs erwähnt, dazu veranlasst haben, bereits jetzt schon Pläne für eine erneute, noch längere Reise zu den Bedürftigen auf Lesbos zu schmieden. Unbürokratisch. Unpolitisch. Wirksam.
Abschließend möchten wir uns nun nochmals ausdrücklich für den Zuspruch, das uns entgegengebrachte Vertrauen und die unglaubliche Unterstützung, die wir in den letzten Tagen für unser Projekt erhalten haben, bedanken. Wir sind stolz darauf, mit eurer Hilfe anpacken zu dürfen. In den kommenden Tagen und Wochen möchten wir euch deshalb auch mit möglichst großer Transparenz die Organisationen und konkreten Projekte vorstellen, mit und an welchen wir aktuell arbeiten.
Unser Spendenaufruf läuft deshalb weiterhin und wenn ihr das Projekt unterstützen wollt, gerne per Überweisung an "FÖRDERKREIS Round Table 235 Amberg-Sulzbach e.V." IBAN: DE84 7525 0000 0021 3833 10 mit dem Verwendungszweck "Moria"
oder via Paypal (Freunde) an "mail_at_rt235.de" mit dem Zusatz #moria.
#machenistwiewollennurkrasser #leavenoonebehind